Hallo, wir sind neu im Forum und möchten uns vorstellen. Vor zwei Jahren haben eine Handvoll Rolli-Fahrer einen Verein gegründet, der es sich ehrenamtlich zur Aufgabe gemacht hat, Produkt- und Versorgungsmängel aufzuspüren und abzustellen. Als wir bei der ersten Versammlung dieses satzungsgemäße Ziel formulierten, haben uns viele ausgelacht. Ihr (oder wir) wollen gegen Krankenkassen, gegen den TÜV und Industrie ankämpfen? Aussichtslos, der Hamster in der Rolle lässt grüßen!
Heute sind wir anerkannte Sachverständige, auch für die Strafverfolgungsbehörden, wenn es um Fahrzeuge für behinderte Menschen geht, deren Verkehrs- und Betriebssicherheit in Frage gestellt wird. Der TÜV holte und nach Hannover und wir lernten, dass eine Betriebserlaubnis ein Garant dafür ist, dass das Produkt Krankenfahrstuhl weder für den Verkehr noch für den Betrieb geeignet ist. Die Sicherheitsnorm (EN 12184) ist für die Industrie freiwillig, ob Schweißnähte, ob die Elektronik, ob überhaupt nach dem anerkannten Stand von Wissenschaft und Technik Rollstühle gebaut werden. Je mehr wir "bohrten", je mehr erfuhren wir auch. Das Verkehrsministerium verbietet quasi dem TÜV/DEKRA etc. außerhalb der StVZO (Ob Licht oder Hupe funktioniert) Produkte für Behinderte mit der Begründung zu prüfen, "die Prüfgebühren von 16.000.- € sind der Industrie nicht zuzumuten. Zwischenzeitlich sind wir noch viel weiter, aus dem "Hamster" in der Rolle ist eine Institution geworden, die sich absoluten Respekt verschafft hat. Unser Handicap ist, wir sind alles alte Hasen, aus der Industrie, der Juristerei und sonstige berufliche Spezialisten. Noch nie in der Geschichte der Krankenkassen haben es behinderte Menschen gewagt, Strafanträge gegen Krankenkassen einzureichen. "Das Maß des Notwendigen", füllt nur deren Geldbeutel und schadet nur unserer Gesundheit. Wir sind also alt und brauchen Unterstützung, interdisziplinäre, die knackt jede Kasse, den MDK, den TÜV etc., gegen unsere Argumente kommt keiner an, nur unsere Uhr läuft ab. Im Anhang findet Ihr unsere Kontaktdaten.
Liebe Grüße aus Kiel
Dipl.-Ing. (FH) Claus-Dieter Schulz

Hallo,
die Anforderungen der DIN EN 12182, bzw. die CE-Kennzeichnung sind ja Voraussetzung für die Aufnahme eines Hilfsmittels ins Hilfsmittelverzeichnis. Von der Krankenkasse finanzierte Hilfsmittel sollten also ausreichend geprüft sein, oder?. Haben wir hier also vor allem ein Kosten-Nutzen-Problem bei selbst-finanzierten Medizinprodukten? Ich glaube ein großes Problem ist die fehlende Markttransparenz. Wer sich bewusst für billige, ungeprüfte Produkte entscheidet, muss natürlich Produktmängel akzeptieren. Zum Aldi-Preis gibt es keine Feinkost. Allerdings haben vor allem ältere Menschen Schwierigkeiten, sich so zu informieren, dass sie bewusste Entscheidungen treffen können. Eine Website, die darüber informiert, wie sich ein Produkt zwischen Qualität und Preis positioniert, wäre sicher hilfreich.

Hallo rainersm,
wie immer gibt es zwei Wahrheiten. Es geht um die EN 12184 und wer die als Inverkehrbringer erfüllen möchte, respektive muss, der muss auch die EN 14971 erfüllen (Risikomanagementnorm). Das CE-Zeichen besagt "nur", dass das Produkt mit den EU Normen konform läuft. Bestes Beispiel, der Toilettenrollstuhl. CE und GS, wie geprüfte Sicherheit. Die Standfläche ist bei vielen Toilettenrollstühlen zu klein. Beim natürlichsten Geschäft der Welt muss man sich den Hintern abwischen, man beugt sich nach vorn über und macht denn den Abflug, wenn die Füße auf den Beinstützen aufliegen. Fast täglich sind schwere Unfälle bekannt. (Bitte, Fussplatten demontieren und Füße auf einen Hocker stellen!) Der TÜV prüft, wenn überhaupt, mit 150.000 Lastwechsel vertikal, eine dynamische Prüfung ist lt. Norm nicht vorgesehen. Auch wenn ich beim TÜV Hannover ehrenamtlich im Arbeitsausschuss Krafas als Sachverständiger tätig bin, kann ich fast bei jedem Produkt etwas anmerken, wenn Rollstuhlfahrer mit "geprüften" Hilfsmitteln verunglücken. Insofern hat der behinderte Nutzer hier absolut keinen Einfluss auf die Produktqualität, es sei denn, er meldet konstruktiv Unfälle an uns. Wir analysieren alles sehr genau, denn bei fast 70% der sogenannten Unfälle hat der Nutzer entweder mit Schuld, der Kostenträger (Kontraindikation) oder das Sanitätshaus ebenfalls.Wer eine Mappe über Unfälle unserer Mitglieder (alles ist bei uns öffentlich) zugesandt haben möchte, wird erkennen, wir haben nur wenige Fälle wo wir dem Inverkehrbringer (gerichtsverwertbar) beweisen können, er hat ursächlich am Unfall auch die Schuld. Nach wie vor gilt nicht die Umkehr der Beweislast, will sagen, wir müssen es schon beweisen, dass hier keine Zweckentfremdung etc. vorliegt. Wir sind alles Rollstuhlfahrer und wissen genau, was wir machen.
Mit freundlichen Grüßen
C.-D. Schulz
Verbraucherschutzverein für ältere und behinderte Menschen e.V. Kiel,
Konstruktive Meldungen oder Mitarbeit bitte an Action-Handicap@t-online.de senden
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