MS-Therapie: Fingolimod erhält Zulassung in Europa
Seit wenigen Tagen ist der Arzneistoff Fingolimod (Gilenya®) in Europa als Zweitlinientherapie zugelassen, teilt Novartis Pharma GmbH mit. Damit steht erstmals ein peroral applizierbares Medikament für MS-Patienten zur Verfügung. Es ist zugelassen zur Monotherapie für Erwachsene mit hoch aktiver, schubförmig-remittierend verlaufender Multipler Sklerose, die trotz Behandlung mit einem β-Interferon eine hohe Krankheitsaktivität haben. Auch Patienten, die an einer rasch fortschreitenden, schweren schubförmig-remittierenden Form leiden, dürfen den Neuling bekommen.
Fingolimod ist nicht nur die erste Kapsel gegen MS, sondern auch der erste Vertreter einer neuen Wirkstoffklasse: Es gehört zu den Sphingosin-1-Phosphat (S1P)-Rezeptor-Modulatoren. «Das Medikament wirkt durch selektive Immunmodulation und führt zu einer reversiblen Umverteilung der zirkulierenden Lymphozyten in die Lymphknoten. Da weder die T-Zell-Aktivierung noch die Funktion der T- und B-Gedächtniszellen beeinträchtigt sind, wird keine allgemeine Immunsuppression ausgelöst», erklärt Professor Dr. Bernd Kieseier, Leitender Oberarzt an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Nach Firmenangaben kann Fingolimod auf das größte klinische Forschungsprogramm verweisen, das je vor Zulassung einer neuen MS-Therapie vorlag. Bislang wurden mehr als 4000 Patienten behandelt; etliche Patienten erhalten das Medikament bereits seit sieben Jahren. Die amerikanische Arzneimittelzulassungsbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat den Arzneistoff im September 2010 zur Basistherapie zugelassen. In der Schweiz, in Australien und Russland ist auch die Erstlinientherapie erlaubt. (bmg)