In guten wie in schlechten Zeiten Ein Schicksalsschlag kann eine Beziehung auf eine harte Probe stellen. Wie stark die Liebe aber tatsächlich sein kann, zeigt Gio seiner Frau Susi jeden Tag. Die 44-Jährige hat Multiple Sklerose, kann kaum noch kommunizieren. Seit 22 Jahren sind Gio und Susi ein Paar. "Es ist wie bei jedem anderen Paar auch", sagt Gio: "Wir haben uns ineinander verliebt und haben das Glück, dass das immer noch anhält." Gio kann vor allem nachts arbeiten, tagsüber lässt er Susi nur ungern allein. Er ist Künstler, malt, fotografiert und macht Filme: Vor seiner Kamera hatte er schon William Dafoe, Jürgen Vogel und Kofi Anan.
Gio arbeitet erfolgreich mit der Kamera. Den Alltag meistern Zuhause erwartet ihn eine ganz andere Welt. Will Gio mit Susi kommunizieren, so muss jedes Wort mühsam buchstabiert werden. Denn Susi kriegt zwar alles mit - kann aber seit zehn Jahren nicht mehr sprechen. "Ich frage dann die Buchstabentafel. So hangle ich mich an den Reaktionen entlang. Manchmal ist es eine ungeduldige Reaktion", erklärt Gio.
Die Liebe zu Susi gibt Gio Kraft. Vor 14 Jahren bekommt Susi Multiple Sklerose. Gio ist für sie da, Tag und Nacht. Organisiert sein Leben rund um ihres. Das Schwierigste daran, sagt der 42-Jährige, ist: "Ich weiß, dass Susi viele Gedanken im Kopf hat, sehr viele Eindrücke sammelt und ich kriege davon nicht so viel mit. Das ist über Jahre sehr schade - für uns beide." Susi liebt Fleischgerichte, die Gio allerdings nicht abschmecken kann. Denn er ist Vegetarier. Nicht der einzige Liebesbeweis, bei dem man sich fragt, warum er das alles tut. "Von den äußeren Umständen haben wir sicherlich eine Partnerschaft, die sich Susi genauso wenig herbei gewünscht hat wie ich", sagt Gio: "Aber ich glaube auch nicht an ein Leben, das so läuft, wie man es plant. Und ich glaube auch nicht, dass dadurch ein größeres Glücksgefühl entsteht."
Aufgeben kommt für Gio nicht in Frage. Immer weiter kämpfen
Gio hat nur dann Zeit, Dinge zu erledigen, wenn eine Krankenschwester bei Susi ist, drei Stunden täglich. Alle zwei Monate ist Susi für zwei Wochen bei ihren Eltern. Trotz Optimismus kommt auch er an Grenzen: "Als Susi die Diagnose bekommen hat, da war ich 28 und hatte sehr viel Zuversicht, sowieso für alles Kräfte zu haben. Das Gefühl ist mittlerweile nicht mehr ganz so stark abrufbar. Ich merke, dass ich nachlasse. Dass ich mehr Probleme habe, Susi in der Gegend rumzutragen. Susi ist nicht schwerer geworden, sondern ich schwächer. Ich merke es auch an den Nerven."
Da helfe nur improvisieren und immer wieder neue Lösungen finden. Das habe er gelernt. "Das was man in einem Menschen liebt, ist sein Kern. Der ist bei Susi ja noch da", erklärt Gio: "Glücklich macht mich, wenn ich Susis Freude in ihrem Gesicht sehe."
@ Jürgen, Danke für den Bericht. Ich gebe Dir völlig Recht. Im Vergleich glaube ich, geht es den meisten dann noch gut. Der Bericht von Susi, rückt so manches mal wieder gerade. Auch wenn Werner kein MS hat, hadert man ja manchmal mit dem jetzt zu führenden Leben.....aber im Vergleich... Sch...wie gut geht es uns wirklich. Hochachtung vor dem Partner, vor dem was er stämmen und verkraften muss.
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12.06.2011 13:42
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