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Zumindest keine Brüche


Bei Krebs treten häufig Metastasen im Skelett auf. Ein neuer Antikörper bremst die Zerstörung der Knochen gezielter als herkömmliche Wirkstoffe. Von Felicitas Witte

Erfolgt die Diagnose früh und ist die Therapie gut gewählt, werden Krebspatienten heute eher geheilt - oder sie überleben länger. Dennoch breiten sich häufig Tumorzellen über das Blut aus und bilden in den Knochen Zweittumoren. Solche Knochenmetastasen treten bei Brustkrebs in bis zu 70 Prozent der Fälle auf und bei anderen Tumoren in 30 bis 40 Prozent. Wegen der Metastasen schmerzen die Knochen. Sie können spontan brechen, müssen operiert oder bestrahlt werden. Oder es wird viel Kalzium freigesetzt, was Herzrhythmusstörungen oder Verwirrtheit auslöst. Metastasen in den Wirbelknochen können Lähmungen oder Gefühlsstörungen verursachen.

Deshalb bekommen viele Krebspatienten Bisphosphonate wie Zoledronat, Ibandronat oder Pamidronat. Sie verhindern, dass «knochenfressende» Zellen den Knochen abbauen. Seit kurzem ist auch ein Antikörper namens Denosumab erhältlich. Er bremst die Zerstörung der Knochen gezielter und wirkt bei Metastasen von Brust-, Prostata- und anderen Tumoren womöglich besser als das am häufigsten eingesetzte Bisphosphonat Zoledronat. Das zeigen neue internationale Studien, die jüngste zu Brustkrebs ist gerade erst erschienen («Clinical Cancer Research» online).

Weniger Komplikationen

«Denosumab hat den Vorteil, dass es wie Insulin unter die Haut gespritzt wird, während Bisphosphonate über die Vene verabreicht werden müssen», erklärt Roger von Moos, Leiter der Onkologie/Hämatologie am Kantonsspital Graubünden. In der neusten Studie behandelten die Onkologen 2046 Brustkrebspatientinnen, die Hälfte mit Denosumab, die übrigen mit Zoledronat. Frauen mit Denosumab bekamen im Laufe der zweijährigen Studie später Komplikationen an den Knochen, und nach einem ersten Ereignis dauerte es länger, bis noch einmal etwas passierte. Mehr Patientinnen berichteten ausserdem, dass sich ihre Lebensqualität verbessert habe. In den anderen Studien zu Krebs in Prostata, Lunge und anderen Organen verhinderte Denosumab Knochenkomplikationen ebenfalls besser.

Zoledronat verursachte bei jedem Zwölften Nierenprobleme und bei jedem Dritten nach der ersten Infusion Fieber und Muskelschmerzen. Denosumab führte bei drei Prozent zu einem teilweise bedrohlichen Abfall des Kalziumspiegels. «Die Mechanismen, die zu Knochenmetastasen führen, sind sehr kompliziert», sagt Viviane Hess, leitende Ärztin in der Onkologie am Unispital Basel. Krebszellen geben Stoffe ins Blut ab, die die knochenbildenden Zellen aktivieren. Diese schütten daraufhin die Substanz RANKL aus. RANKL bringt Zellen im Knochenmark dazu, sich zu Knochenfresszellen zu entwickeln. «Denosumab fängt RANKL ab und verhindert dadurch, dass die Fresszellen reifen können und den Knochen zerstören», erklärt Hess.

Anwendungsweise und Nebenwirkungen von Bisphosphonaten sind seit vielen Jahren bekannt. «Krebspatienten, die sowieso Medikamente über die Vene bekommen, stört die Infusion wenig», sagt Hess. Die Präparate können jedoch Nierenschäden auslösen, was bei Denosumab eher nicht der Fall ist. «Wie bei allen neuen Medikamenten zeigen sich seltene Nebenwirkungen aber erst in Zukunft.»

Forscher untersuchen auch, ob die knochenschützenden Medikamente bei Krebspatienten ohne Metastasen diese verhindern können oder ob damit die Krankheit generell besser verläuft. «Bei Männern mit Prostatakrebs traten Metastasen unter einer Therapie mit Denosumab erst später auf», berichtet Roger von Moos. «Und bei Frauen mit Brustkrebs gibt es Hinweise, dass Zoledronat Rückfälle verhindern kann.»

«Ein Segen für die Patienten»

Wichtig findet der Onkologe, dass bestimmte Krebspatienten überhaupt knochenschützende Medikamente bekommen. Und zwar jene mit Metastasen, mit Tumoren, die direkt im Knochen entstehen, oder Patienten, die Knochenabbau-fördernde Medikamente wie eine Antihormon-Therapie erhalten. «Solche Medikamente sind ein Segen für die Patienten», sagt von Moos. «Denn Knochenbrüche schränken die Lebensqualität extrem ein.» Er erinnert sich an eine 40-jährige Frau mit Brustkrebs und starken Knochenschmerzen. Durch die Therapie mit Denosumab hatte die Frau keine Schmerzen mehr, konnte wieder arbeiten und erlitt keinen Knochenbruch. «Der Gewinn an Lebensqualität übersteigt die mehrere hundert Franken pro Spritze oder Infusion bei weitem.»







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