Der Erfurter Verein "Aktiv-Leben-Konzept" soll der Thüringer Tourismuskonzeption auf den Zahn fühlen. Die Behinderte arbeiten an Normen für das Prädikat "Tourismus barrierefrei" mit. Erfurt. Wie lässt sich herausfinden, ob ein Hotelzimmer rollstuhlgerecht ist? - Indem sich ein Rollstuhlfahrer darin bewegt! Eine simple Wahrheit. Doch die ist in Thüringen längst nicht gängige Praxis. Überhaupt: Was unterscheidet die Begriffe rollstuhlgerecht, behindertenfreundlich, barrierefrei? Welche Kriterien werden zugrunde gelegt, wenn Restaurants und Beherbungsbetriebe damit werben? Ein Erfurter Verein hatte dies im Juni getestet. Knapp 14 Tage lang waren die Körperbehinderte mit ihren Rollstühlen auf Radwegen entlang der Werra und im Thüringer Wald unterwegs. Übernachtet hatte die um die 15 Leute starke Gruppe meist in improvisierten Herbergen, in Turnhallen und Gemeinschaftssälen, aber auch in Hotels. An ihren Eindrücken und Erfahrungen war auch das Wirtschaftsministerium interessiert. Ihm untersteht schließlich auch der Tourismus im Lande. "Wir wollten wissen, wie ernst es der Staatssekretär mit seiner Aussage nimmt, unsere Anregungen vom Juni aufzugreifen", sagte jetzt Silvia Becker gegenüber unserer Zeitung. Die Vereinschefin von "Aktiv-Leben-Konzept" hatte seinerzeit die Rollstuhlwanderung organisiert. Und sie hatte am 4. Juni ein Treffen in Craula initiiert. Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Staschewski besuchte die Gruppe und erfuhr von den Schwierigkeiten in Hotels, die sich zwar als "rollstuhlgerecht" oder "behindertenfreundlich" ausgaben, dies aber beim Praxistest nicht waren.