Führende Urologen sehen den in die Kritik geratenen PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs rehabilitiert. Jüngste Studienergebnisse deuteten laut Experten auf eine Verringerung der Todesfälle um bis zu 80 Prozent durch die Früherkennung hin.
"Wenn sich diese Zahlen erhärten, wäre der PSA-Test die beste Früherkennungsmaßnahme in der Medizin", sagte Prof. Ulrich Stöckle, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Urologie. An Prostatakrebs sterben in Deutschland jährlich 11.000 Männer.
Die Europäische Prostata-Screening-Studie hatte im vergangenen Jahr auf Basis einer ersten vorläufigen Auswertung nahegelegt, dass nur einer von 1.400 PSA-Tests ein Menschenleben rettet. Die Verringerung der Todesrate lag demzufolge bei 20 Prozent. Allerdings sei schon damals auf eine Verringerung der Metastasierung um 40 Prozent hingewiesen worden. Dies habe bereits auf eine bessere Erfolgsquote des PSA-Tests im langfristigen Vergleich hingedeutet, sagte Stöckle, Klinikdirektor für Urologie am Uni-Klinikum des Saarlandes.
Eine weitere im Wissenschaftsmagazin "Lancet" veröffentlichte Studie habe nun eine Verringerung der Todesfälle mit Hilfe der PSA-Früherkennung um 50 Prozent ergeben. Der Wert falle noch besser aus, wenn der erste PSA-Test vor dem 60. Lebensjahr vorgenommen wird. Entscheidend sei es, im Alter von 45 Jahren den PSA-Basiswert ermitteln zu lassen, um Veränderungen des Wertes feststellen zu können. Beim PSA-Test wird der Wert des prostataspezifischen Antigens ermittelt.
Verbesserungsbedarf sieht Stöckle bei der Behandlung von Prostatakrebs. Vieles spreche dafür, nicht jeden Tumor sofort operativ zu entfernen, sondern "Bagatelltumore" besser als solche zu erkennen und nur auf eine bösartige Veränderung zu beobachten. In Düsseldorf findet derzeit der 62. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie statt. Es ist mit gut 6.000 Teilnehmern der drittgrößte Urologenkongress der Welt.